Universität KonstanzExzellenzcluster: Kulturelle Grundlagen von Integration

Die Geschichte einer Entschuldigung

8. Juni 2010

Begräbnis der exhumierten Opfer, Juli 2007, Srebrenica (Foto: Almir Dzanovic/Wikimedia)

Begräbnis der exhumierten Opfer, Juli 2007, Srebrenica (Foto: Almir Dzanovic/Wikimedia)

Dr. Cedomir Antic spricht über die Hintergründe der aktuellen serbischen Verurteilung des Massakers von Srebrenica.

Ende März diesen Jahres rang sich das serbische Parlament zu einer Resolution durch, die das Massaker von Srebrenica (Juli 1995) scharf verurteilte und den Familien der Opfer sein Mitleid aussprach. Die Auseinandersetzungen um diese „Entschuldigung“ behandelt Dr. Cedomir Antic in seinem Vortrag „The Historical Contest of a Declaration“ am 10. Juni um 18 Uhr an der Universität Konstanz (Raum Y 311). Dr. Antic ist Historiker am Institut für Balkanstudien der Serbian Acadamy for Arts and Sciences und jüngstes Mitglied des Kronkabinetts von Prinz Alexander II. von Serbien.

Ein spätes Bekenntnis zur eigenen Schuld? Oder nur eine halbherzige Entschuldigung? Immerhin fast 15 Jahre wartete die Welt auf eine Reaktion Serbiens auf jenes Massaker, das das UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag als „Völkermord“ einstufte: Rund 8000 Bosniaken waren im Juli 1995 in Srebrenica von einer serbischen Soldateska ermordet worden. Am 30. März 2010 schließlich sprach das serbische Parlament den Hinterbliebenen der Opfer sein Mitleid aus und entschuldigte sich dafür, nicht genug zur Verhinderung des Verbrechens unternommen zu haben. Gleichzeitig vermied es aber in seiner „Declaration of the National Assembly of the Republic of Serbia Condemning the Crime in Srebrenica“ den Begriff „Völkermord“.

Cedomir Antic deckt in seinem Vortrag die Hintergründe und Geschichte jener Resolution auf, die den pro-europäischen Kräften in Serbien nicht weit genug ging, von den nationalistischen jedoch als Verrat am eigenen Lande gegeißelt wurde. Die Auseinandersetzungen im Vorfeld der Resolution zeigen, wie schwer sogar in Europa ein Bekenntnis zu den Menschenrechten fallen kann.

Vortragsreihe

Der Vortrag findet im Rahmen der Reihe „Menschenrechte in der internationalen Politik – Historische Kontexte und politische Praxis“ statt, die der Master-Studiengang „Öffentliche Verwaltung und Konfliktmanagement“ in diesem Sommersemester durchführt. Vorträge von Richard Caplan (University of Oxford) am 8. Juli, Oliver Ruppel (University of Namibia) am 13. Juli und Susan Pederson (Columbia University) am 14. Juli führen die Reihe fort.


Kontakt

Sigrid Elmer (Elternzeitvertretung für Claudia Marion Voigtmann)
Tel. 07531 88-4741
E-Mail sigrid.elmer[at]uni-konstanz.de